1576 siedelte sich die Familie Crusius erstmals in Traisen an. Die alten Weingutsgebäude, die auch heute noch den Mittelpunkt des heutigen Weingut Dr. Crusius bilden, wurden 1888 angelegt. Aus einem landwirtschaftlichen-weinbaulichen Gemischtbetrieb machte Hans Crusius in den 50er Jahren des 20. Jahrhunderts ein Weingut mit 7,5 ha Fläche, welches heute mit 30 ha zu den Spitzenweingütern in Deutschland gehört. Dr. Peter Crusius, Dipl. Agraringenieur & Dipl. Oenologe und seine Tochter Rebecca stehen uns für ein Interview zur Verfügung
Wie hat die Geschichte Ihres Weinguts die Weine beeinflusst, die Sie heute produzieren?
PC: Die Geschichte des Weingutes ist einfach zu erzählen: es waren Bauern, die hier vor Ort ansässig waren und im Laufe der Jahrhunderte die besten Felder und Lagen sichern konnten. Wenn man diese Weinberge und die Menschen, die dort arbeiten, kombinieren kann, kann die Ausrichtung des Betriebes nur sein, beste Qualität zu liefern. Das ist unsere Motivation. Durch die entsprechenden Gegebenheiten des Bodens sind und waren wir mit einer starken Ausrichtung auf „unseren“ Riesling schon stark vorbelastet.
Gibt es eine bestimmte Philosophie oder ein Leitprinzip, das Ihr Weingut, ihre Familie und vor allem Ihre Mitarbeiter/innen leitet?
RC: Streng nach Qualität! Unser Ziel ist seit jeher, den besten Wein aus unseren Weinbergen herauszuholen. Und die Kunden für unsere Weine zu begeistern.
Wie vermarkten Sie Ihre Weine?
RC: Wir vermarkten ca. 50 Prozent an den Privatkunden, rund 35 Prozent im deutschen Fachhandel und 15 Prozent in Im- und Export europa- und auch weltweit.
Können Sie die Besonderheiten Ihres Weingutes beschreiben und wie sie sich in Ihren Weinen widerspiegeln?
PC: Die größte Besonderheit ist unser Lageportfolio, wir sind in den besten Lagen an der Nahe vertreten, das repräsentiert allen voran unser Flaggschiff der „BASTEI GG Riesling trocken“. Dieses besondere Lageportfolio spiegelt sich dann auch in all unseren Weinen. Gepaart mit dem Streben nach Qualität zeigt sich in jedem Glas Wein die Persönlichkeit des Winzers…also von CRUSIUS.
Welche Rebsorten bauen Sie an?
RC: Hauptsächlich Riesling 55 Prozent, 25 Prozent Weißburgunder, 10 Prozent „AUXERROIS“ und der Rest sind andere Burgunder-Rebsorten.
Gibt es Rebsorten die sich besonders für die Vermarktung eignen?
PC: Riesling ist die Grundlage allen unseres Tuns, die besten Lagen sind mit Riesling bestockt, Wir haben mit Weisburgunder begonnen, wir haben das entsprechend ein wenig ausgedehnt, weil Lagen dazu kamen, die für Burgunder-Sorten sehr geeignet sind. Der WEISBURGUNDER AUXERROIS ist unsere regionale Visitenkarte. Beim Riesling ist das unser „BASTEI GG Riesling“. Wir haben im AUXERROIS eine Sorte entdeckt, die wir dann einmal 2023 ausgebaut haben und daraus einen Cuvée entwickelt, der von Anfang an sehr gut aufgenommen wurde. Es gibt nur ein Weingut an der Nahe, die einen Cuvée anbauen.
Gibt es einen bestimmten Jahrgang, auf den Sie besonders stolz sind?
PC: Es gibt mehrere Jahrgänge, bei mir sind es sicherlich die Jahrgänge 1994 und 2003 persönlich auch noch der 2017er.
RC: Für mich ist der Jahrgang 2003 ein besonderer und 2019/2021. Welche Maßnahmen ergreifen Sie, um nachhaltige Praktiken in Ihrem Weinberg und Weingut zu fördern?
RC: Wir lassen uns nachhaltig zertifizierten, wenn wie auf die Flasche Wein schauen, wir arbeiten mit Leicht-Glasflaschen, um den CO2-Fußabdruck zu reduzieren. Die Flaschen sind somit 35% leichter, das ist mit der größte Anteil, der in diesem Bereich zu leisten ist. Dann geht es noch darum, die mechanische Arbeit im Weinberg zu fördern, das ist teilweise machbar, weil wir von Flach- bis Steillage bearbeiten und dort ist auch Handarbeit notwendig.
PC: Nachhaltigkeit heißt für uns, dass man über viele Jahre auf großen Flächen den gleichen Wein, die gleiche Qualität, erzeugt. Wir sind überzeugt, dass Professionalität und Leidenschaft in der täglichen Arbeit zu besseren Weinen führt und uns hilft, mit Top-Weinen zu begeistern. Penibel achten wir im Weinberg auf die Gesundheit der Rebstöcke. Wir lesen per Hand und mit wenigen, sehr erfahrenen Lesehelfern.
Wie sehen Sie Ihre Position im nationalen und internationalen Weinmarkt?
RC: Durch unser Streben nach Qualität sind wir schon seit jeher gut positioniert auch …im deutschen Markt, zum Teil auch international. Das Schöne ist, es gibt auch noch mehr Potential.
PC: Qualität kann man immer steigern und weiterentwickeln. In den letzten zehn Jahren hat sich unsere Kundschaft und auch die Wege unserer Kundschaft verändert und wir müssen uns entsprechend anpassen. Jede Generation wird im Weinbau ihre Herausforderungen bekommen und es gibt Dinge die, wir mit Überlegung beeinflussen können, sicherlich auch Einflüsse, die wir nicht bestimmen können. Wir sehen uns aber gut aufgestellt und - da sind wir uns sicher - wir haben eine Zukunft!
Welche Erfahrungen bieten Sie für Besucher und Weinliebhaber an, die Ihr Weingut besuchen möchten?
RC: Man kann unser Weingut natürlich nicht besser kennenlernen, als es zu besuchen, Das Erlebnis „Wein“ ist nicht nur das Verkosten, man kann die Weine probieren und die Leute treffen, die den Wein machen. Wein ist emotional und nicht nur ich greife eine Flasche aus dem Regal, wo ich denke… ein wunderbares Gefühl. Das „Erleben“ von Wein geht nicht besser, als hier im Weingut. Unsere Familie lebt Gastfreundschaft.
Wie sehen Sie die Wahrnehmung Ihres Weinguts?
Rebecca: Sehr gut! Regional sind wir überall gut vertreten, auch national in der Spitzengastronomie. International begleiten unsere süßen Weine Gerichte in der gehobenen Gastronomie. Darauf sind wir stolz.
Ihr Unternehmen ist ein Familienbetrieb, wie sind die Aufgaben verteilt? Macht jeder alles?
PC: Ich betreue den Außenbetrieb, berate im Weinausbau und gebe vor allem meine Erfahrung weiter.
RC: Ich bin als Kellermeisterin für den Ausbau der Weine verantwortlich, betreue jedoch auch den Vertrieb. Was inspiriert Sie persönlich in der Welt des Weins und wie spiegelt sich das in Ihrem Weingut wider?
Peter: Wir haben eine Tradition und diese Tradition wollen und müssen wir weiterleben lassen. Wir sind stolz auf unsere Familie, auf unsere Vorfahren und das motiviert uns mit großer Begeisterung unser Weingut zu erhalten und zu entwickeln.
Gibt es Herausforderungen im Hinblick auf Klimawandel und wie gehen Sie damit um?
PC: Man muss nicht in die Zukunft schauen, wie man weltweit erlebt. Wir müssen uns zu jederzeit auf veränderte Rahmenbedingungen einstellen.
Ihr Motto?
RC : Große Lagen – große Weine (Qualität - Wissen - Begeisterung)